Vom Ursprung philosophischen Denkens
7:
Obwohl wir diese sehr alte Sache wahrnehmen, geben wir zu, dass der Name dennoch jung ist.
Wer kann nämlich leugnen, dass die Weisheit selbst gewiss nicht nur der Sache nach alt ist, sondern auch in der Tat im Namen alt ist?
Diese ist die Sache der Götter und Menschen, damals wurde sie durch die Erkenntnis der Anfänge, der Gründe und der Sache bei den Alten mit einem sehr schönen Namen benannt.
Und so hatten sie die sieben Weisen, die von den Griechen "Sophoi", von uns als Weise gehalten und genannt wurden,
und viele Jahrhunderte vorher hatte sie Lykurg, zu dessen Zeiten auch Homer lebte und überliefert wurde, dass sie da war bevor die Stadt gegründet wurde,
und schon zur Zeit der Heroen nahmen wir wahr, dass Odysseus und Nestor die Weisheit sowohl hatten als auch dass sie da war.
8:
Es würde überliefert werden, dass weder Atlas, der tatsächlich das Himmelsgewölbe trug, noch Prometheus, der an den Kaukasus geschmiedet wurde,
noch Cepheus, der mit seiner Frau, seiner Tochter und seinem Schwiegersohn unter die Sterne versetzt wurde,
wenn nicht die göttliche Erkenntnis der Himmelserscheinungen ihre Namen als mythologische Fälschungen erwiesen hätte;
Von ihnen angeführt wurden zunächst alle "Sapientes" für weise gehalten und benannt, alle die sich mit der Betrachtung der Dinge beschäftigten
und es hielten sich die die Namen derer bis zur Zeit des Pythagoras, der wie der Schüler des Platon Ponticus Heraclides schreibt, ein besonders gelehrter Mann,
der nach Phlius gekommen sein soll und der mit Leon, dem Fürsten von Phlius, gelehrt und ausführlich über manche philosophischen Probleme erörtert haben soll.
Als Leon seine Begabung und Beredtsamkeit bewundert hatte, soll er ihn gefragt haben, welcher Kunst er besonders vertraue. Aber jener soll geantwortet haben,
dass er fürwahr keine Kunst kenne, sondern ein Philosoph sei. Leon bewunderte und habe nach dem neuen Namen gefragt, wer denn Philosophen seien und was
zwischen ihnen und den übrigen der Unterschied sei.
9:
Pythagoras habe aber geantwortet: Ihm scheine das Leben der Menschen ähnlich wie dieser Markt, welcher mit sehr großem Glanz der Spiele
mit zahlreicher Beteiligung ganz Griechenlands gehalten werde; denn wie die einen dort mit trainierten Körpern den Ruhm und Berühmtheit des Kranzes anstrebten,
die anderen aber werden vom Gewinn und dem Vorteil des Kaufens und Verkaufens verführt, aber es gebe eine gewisse Gruppe von denen,
- und genau das ist die edelste Gruppe - die weder den Applaus noch den Vorteil suchen sondern kommen um alles zu sehen und aufmerksam betrachten,
was und auf welche Weise etwas geschiet. Gleich wie wir im Trubel des Marktes einer Stadt sind, so sind wir von anderen Leben und Lebewesen in dieses Leben geschickte,
wir dienen ebenso den einen mit Berühmtheit, den anderen mit Reichtum; Rar seien jene, die die Beschaffenheit der Dinge eifrig betrachten und alle anderen Sachen geringschätzen.
Diese nenne er Eifrige der Weisheit (das ist nämlich das Zeichen von Philosophen); ...